Zur oft leidvollen Debatte zum Thema Inklusion und zu den Inhalten meiner bevorstehenden Publikation »Befreit euch!«:
Was ich mit meiner bevorstehenden Veröffentlichung vorlege, ist ein konkretes, praxistaugliches Konzept. Dieses Buch erscheint mir auch deswegen notwendig zu sein, weil meine bisherigen Publikationen im Beltz Verlag noch zu oft isoliert und stark verkürzt wahr genommen wurden. Was ich anbiete, ist kein Koch-Rezept. Es ist ein klar ausformulierter Vorschlag, wie wir verschiedensten Perspektiven Raum und Entfaltungsmöglichkeiten geben können – und dadurch selbst Erkenntnisse gewinnen und bessere Anleitende werden können. Meine bisherigen Publikationen werden – auch aufgrund der Vermarktung – noch viel zu oft als »didaktisches Material« wahrgenommen, mit dem man »so ein bisschen Motivation im Theaterunterricht durch Beteiligung der Schüler*innen« schaffen kann. Das gruselt mich.
Denn in Wahrheit ist mein Partizipations-Konzept eine schlüssige, komplexe und dennoch sehr pragmatische Antwort darauf, was wir denn konkret tun können, um die rund um das Thema Inklusion existierenden Widersprüche aufzuheben und tatsächlich inklusive Lern- und Gestaltungsprozesse erfolgreich führen zu können.
Ich bin die akademischen Diskurse zu diesem Thema inzwischen wirklich leid. Sie helfen nicht weiter in der Frage, was wir denn konstruktiv in unserer täglichen Praxis TUN können.
Ich weiß, dass ich mich weit aus dem Fenster lehne, wenn ich sage: Lest mein neues Buch »Befreit euch!« – aber genau das mache ich jetzt und füge noch hinzu: Lasst euch entgegen all eurer berechtigten Zweifel bei diesem Thema auf mein Gesamt-Konzept ein – auch, wenn das eine längere »Erkenntnis-Reise« nach sich zieht und nicht in ein, zwei Tagen getan ist. Der Sinn des Ansatzes über das Theatrale Mischpult ist viel mehr als ein »buntes Set von Karten«, das ein bisschen Spaß macht.
Die Marketing Abteilungen der großen Verlage in diesem Bereich argumentieren immer, dass »Lehrkräfte schnelle Rezepte und einfache Lösungen in ihrem Alltag wünschen«. Das hat mich immer geärgert, denn gerade Lehrkräfte und alle Anleitenden in diesem Bereich wissen sehr genau, dass es mehr braucht als »Tipps und Tricks« und »Bunte Karten«. Wenn es so einfach wäre, hätten wir ja wahrlich keine Probleme.
Was ich in meiner neuen Publikation anbiete, ist ein »Rundumschlag« zu meinem Gesamt-Konzept, das all die Fragen behandelt, die mir in den letzten Jahren zu diesem Ansatz und zum Thema »Inklusion« begegnet sind – und das sich traut, konkrete Antworten darauf zu geben.
Ich erhebe nicht den Anspruch, das mein Konzept die einzig mögliche Lösung ist. Natürlich nicht. Aber ich kann aus meiner Erfahrung heraus durchaus versprechen, das dieses Konzept ein paar unserer Probleme lösen kann. Denn das erlebe ich jeden Tag. Ich arbeite seit 20 Jahren fast täglich mit Jugendlichen und beschäftige mich seit langer Zeit mit der (leidvollen) Inklusions-Debatte.
Ich brauchte allerdings etwas Zeit, um das Ganze zu verschriftlichen. Es sind jetzt insgesamt 430 Seiten geworden. Ich habe mir diese Mühe gemacht, weil ich sehe, dass dieses Konzept in der Praxis funktioniert. Und dass es meinem Anspruch an die Qualität künstlerischer und pädagogischer Prozesse entspricht. Aber genau deshalb warne ich auch vor schnellen, kurzfristigen Heilserwartungen. Wir können Bildung nicht von einem Tag auf den anderen verändern.
Aber – und das ist das eigentlich Spektakuläre: Wir KÖNNEN Bildung verändern – und auch das Denken darüber. Und das Ganze beginnt damit, dass wir uns konstruktiv auf die Suche nach Lösungen machen, statt endlos theoretische und frustrierende Diskurse zu führen.
Es geht darum, SELBST zu denken, den eigenen Fragen zu trauen und den Jugendlichen ein Setting zu erschaffen, in dem auch sie Schritt für Schritt wieder SELBST denken und sich mit dem Eigenen konstruktiv einbringen lernen.
Wir können alles über Diversität lernen, indem wir den verschiedenen Perspektiven Raum geben und bereit sind, unsere eigene Perspektive genau dadurch zu erweitern.
Dafür braucht es Koordinaten und Prinzipien, die uns Orientierung geben, damit diese Prozesse nicht beliebig sind – sondern sinnstiftend.
Das Buch »Befreit euch! Anleitung zur kleinen Bildungsrevolution« bietet solche Koordinaten und Prinzipien. Damit könnt ihr euch auf die Reise machen. Ich bin mir sicher, dass es sich lohnt.
Das Buch erscheint voraussichtlich am 16. Dezember. Ihr könnt es dann über meine Seite www.maikesblog.de, über Amazon und im Buchhandel bestellen.
(Und ebenso – für diejenigen, die schon gesucht haben – demnächst die DVD des Kinofilms »Act! Wer bin ich?« von Rosa von Praunheim).
Und wenn ihr jetzt denkt: Mein Gott, sie macht ja nur Werbung… dann antworte ich:
Klar mache ich Werbung! Werbung für eine konstruktive Idee, an die ich glaube.
Ich wünsche euch für eure Arbeit aus ganzem Herzen viel Erfolg! Denn je erfolgreicher ihr seid, desto besser für uns alle.
Und hier die Kurzfassung zum Inhalt des Buches »Befreit euch!«:
»Befreit euch! Anleitung zur kleinen Bildungsrevolution. Theorie und Praxis.«
Viele unserer derzeitigen gesellschaftlichen Probleme haben ihre Ursache darin, dass Menschen einen Mangel an Selbstwert, Selbstwirksamkeit und sozialer Anerkennung erleben. Diese Entwicklung wird durch ein Bildungssystem verstärkt, das von Wettbewerb, Konkurrenz und Abgrenzung geprägt ist. Das Eigene – und Eigenwillige – muss ständig in vorgegebene Richtlinien eingehegt werden. Dadurch geht der Reichtum vorhandenen Potentials und das Vertrauen in die eigenen Fähigkeiten und Bedürfnisse verloren. Die daraus resultierenden Entfremdungsgefühle werden wiederum kompensiert durch Abwertung anderer Perspektiven und Lebensentwürfe. Ein Teufelskreis mit sichtbar destruktiven Folgen für ein demokratisches und solidarisches Miteinander: Vereinzelung, Narzissmus und Gefühle von Sinnverlust nehmen zu.
Maike Plath setzt dieser Entwicklung ein wirkmächtiges Konzept entgegen. Ihr hier erstmals in seiner Gesamtheit beschriebenes Partizipationskonzept geht – statt von systemischen äußeren Leistungsanforderungen – vom Eigensinn und Potential jedes einzelnen Menschen aus. Damit initiiert dieses Konzept einen grundsätzlichen Perspektivwechsel hin zu einem zeitgemäßeren Bildungsverständnis:
»Wir müssen die real existierende Diversität in unserer Gesellschaft und in unseren Schulen zum Ausgangspunkt aller konzeptionellen Überlegungen machen und als selbstverständliche Grundlage aller Bildungs- und Wachstumsprozesse betrachten: Nur dann kann Vielfalt als größte gesellschaftliche Ressource wirksam und für jeden einzelnen Menschen als sinnstiftend erlebt werden.«
(Maike Plath)