„Die Welt ist komplex geworden“. Stimmt das eigentlich? Also ich weiß nicht. Wenn es zu irgendwelchen Themen ganz EINFACH „RICHTIG und FALSCH“ – Positionen gab und gibt, ist das ja eher ein Hinweis auf eine herrschende Norm, bzw. auf eine autoritär geprägte Sichtweise, die unzählige real existierende Positionen abwertet und ausschließt. Die meisten Sachen SIND eben komplex und je mehr Perspektiven darauf sichtbar werden, desto schlauer werden wir mit Blick aufs Ganze. Die Frage ist eher: Können wir streiten, ohne uns zu trennen? Halten wir das aus, dass die Welt komplex ist und können wir trotz verschiedenster Perspektiven und Positionen menschliche Verbindung hinkriegen? Immer, wenn‘s damit mal wieder länger dauert, hilft mir meine ganz persönliche Zwölf-Punkte-Weltformel 😇:
1 Das Leben ist einfach das Leben. Und definitiv kommen wir ALLE da nicht lebend raus.
2 Zu keinem Zeitpunkt der Geschichte ist ALLES besser oder schlechter geworden. Sondern zu JEDEM Zeitpunkt – auch jetzt – geht es dem einen Menschen besser und einem anderen schlechter.
3 Wie groß die Anzahl der Menschen ist, denen es zu einem bestimmten Zeitpunkt BESSER geht, hängt ausschließlich und zu 100 Prozent mit den Strukturen zusammen, in denen wir leben.
4 Die Strukturen, in denen wir leben, sind menschen-gemacht.
5 Ich bin ein Mensch. (Ist jedenfalls sehr wahrscheinlich). Also kann ich die Strukturen verändern. Veränderungen dauern zwar immer MINDESTENS 30-50 Jahre, bevor sie in einem größeren Rahmen wirksam werden. Aber im Kleinen damit starten- das geht genau jetzt.
6 Veränderungen beginnen nicht irgendwo da draußen. Sie beginnen im Kopf eines Menschen. Damit im Kopf eines Menschen etwas beginnen kann, braucht es ausreichend Essen, Trinken, Heizung, Frieden und Zeit (siehe STRUKTUREN).
7 Diejenigen, die zu DIESEM Zeitpunkt über Essen, Trinken, Heizung, Frieden und Zeit verfügen, sind also gefragt, sich was auszudenken…
8 … damit in 100 Jahren die Anzahl der Menschen, die über Essen, Trinken, Heizung, Frieden und Zeit verfügen, möglichst GRÖSSER ist.
9 Der Haken an der Sache ist: Zu DIESEM Zeitpunkt sind zu WENIGE Menschen, die über Essen, Trinken, Heizung, Frieden und Zeit verfügen, MOTIVIERT oder mutig genug, sich ernsthaft was auszudenken, das nützlich sein könnte, damit es in 100 Jahren deutlich MEHR Menschen besser geht.
10 Warum? Weil die Strukturen, in denen wir uns JETZT befinden, von Menschen ausgedacht wurden, die vor 100 Jahren glaubten, dass ihnen ein menschlich TRENNENDES System von Konkurrenz, Wettbewerb, Dominanz und Unterwerfung unter eine Norm (richtig/falsch) nützen würde. Als Folge dieses Systems sind wir auf Trennung gepolt und nicht auf Verbindendes UND: Die Zahl der Menschen, die sich was ANDERES VERBINDENDES ausdenken KÖNNTEN, (nämlich weil sie über Essen, Trinken, Heizung, Frieden und Zeit verfügen), ist deutlich KLEINER geworden. Und als Folge DAVON haben die verbleibenden „Essen, Trinken, Heizung, Frieden, Zeit-Leute“ irgendwie Angst gekriegt vor den VIELEN ANDEREN, denen es jetzt schlechter geht und vor diesem ganzen „KOMPLEXEN“ – und deswegen müssen sie jetzt WEITER behaupten, dass die herrschende Norm toll und das einzig Wahre ist. (Auch, wenn sie selber schon drunter ächzen und Symptome entwickeln)…
11 Eigentlich weiß es jede*r: Angst, Konkurrenz und immer mehr Trennendes machen nicht glücklich. Und die Klimakatastrophe halten wir damit auch nicht auf. Deswegen:
12 In 30-50 Jahren könnte es WESENTLICH MEHR Menschen BESSER gehen als jetzt. Falls wir motiviert und mutig genug sind, uns bei allem zu fragen: Ist das jetzt verbindend oder trennend, was ich sage, tue oder denke? Wie können wir den ganzen norm-basierten Trennungs-Quatsch überwinden? Was braucht es, damit alles da sein darf und KANN und wir TROTZDEM in Verbindung bleiben können? – Im Gespräch mit anderen, im Alltag, bei der Arbeit, in unseren Beziehungen, beim Leben und Lieben im JETZT: WAS verbindet? Und WAS trennt? Das Problem ist nicht die Komplexität der Welt – sondern unsere erlernte Weigerung, gerade in dieser Komplexität die Lösung zu erkennen und uns endlich mit unseren Ideen miteinander zu verbinden – siehe Punkt 1-8. Oder in kurz: All you need is love. ❤️