Eine wahre Wundertüte – persönliche Gedanken zur Veto-Weiterbildung von Urs Eisenbart

Waren Sie bis jetzt vom Wort Veto oder vom Veto-Prinzip® abgeschreckt? Das kann ich gut verstehen. Wo kämen wir hin, wenn alle nur noch Veto machen? Oder finden Sie die Idee dahinter und die Möglichkeiten gut und inspirierend? In Wahrheit geht es natürlich nicht um das Veto, sondern um die Lust. Herauszufinden, was man wirklich will. In allen Facetten unseres Lebens.

Hier habe ich für Sie zusammengetragen, was mich am Veto-Prinzip und an der Veto-Weiterbildung fasziniert und warum das aus meiner Sicht echt etwas Neues ist. Als Organisator in der Schweiz habe ich jetzt zwei Durchgänge hautnah miterlebt und bin von Inhalt und Vorgehen sehr überzeugt. Hier meine 10 Punkte:

1 Etwas echt anderes / Gesundheit und Resilienz

Sie machen diese Weiterbildung für sich selber. Den Selbstwert und die Integrität stärken, beziehungsweise den Veto-Muskel für Gesundheit und Resilienz. Es geht also um das Erleben im Innen und nicht um die Karriere im Aussen. Die Fokussierung auf die eigene Integrität und die Integrität der anderen Menschen ist einzigartig und in dieser Form radikal. Durch dieses innere Reset während der Module verändert sich der Auftritt im Aussen. Die Teilnehmenden werden authentischer, klarer und durchsetzungsstärker.

2 Keine Zielgruppe / Der Mensch im Fokus

Egal mit welchem Ziel man die Weiterbildung macht: Der Fokus auf die eigene Person und die eigene Haltung ist die Ausgangslage. Daraus entstehen dann die Handlungsmöglichkeiten für den beruflichen Alltag mit kleinen und grossen Menschen. Ob Kindergärtnerin oder Geschäftsleiter, Gruppenleiter oder CEO. Die Weiterbildung verändert dein Auftreten in der Welt.

3 Kein Müssen / Das Veto-Recht

Niemand muss irgendetwas machen, was er nicht möchte. Und ich erlebe, dass sich der Satz bestätigt, dass «nur echt kooperieren kann, wer auch die Möglichkeit zum Nein-Sagen hat». Jede Person darf so sein, wie sie ist. Niemand muss sich verstellen. Ein echtes Veto löst in der Gruppe Freude aus, weil es zeigt, dass jemand Verantwortung für sich übernimmt. Es braucht keine Schein-Kooperation mit der Leitung und oder der Gruppe und keine Rechtfertigungen. Wegen des Vetos fällt niemand raus. Und trotzdem und vielleicht genau deshalb sind und bleiben Effizienz und Produktivität während der Kurstage hoch.

4 Keine Angst mehr vor dem NEIN / Die Veto-Kompetenz steigt

Durch die Auseinandersetzung und dem Experimentieren mit dem NEIN steigt die Fähigkeit, locker und entspannt zu bleiben, wenn seitens Mitarbeitenden oder Schülerinnen und Schüler Widerstand kommt. Statt selber in die Not zu kommen und auf autoritäre «Hilfsmittel» wie Belohnen, Bestrafen, Angst machen usw. zurückzugreifen, lernen die Teilnehmenden verschiedenste Möglichkeiten, wie man Mitarbeitende oder Schülerinnen und Schüler, die abgehängt haben, wieder erreichen und zur Kooperation ermutigen kann.

5 Keine Rollenspiele / Das Status-Reset-Verfahren

Um Gelerntes auch im Alltag anwenden zu können, braucht es zusätzlich zum Verstand auch die Integration von Körper und Gefühlen. Und das geht schlussendlich nur über «Rollenspiele». Diese sind zu 100 Prozent selbstgesteuert und finden ohne fremdes Publikum statt. Hier musste ich ganz oft schmunzeln, denn zum Schluss – weil niemand spielen muss – tun sie es dann alle von sich aus. Das sogenannte Status-Reset-Verfahren ist ein unglaublich wirkungsvolles Intervisionstool, um neue Handlungsweisen für den Alltag vorzubereiten. Von Modul zu Modul verändern die Teilnehmenden so ihre Wirklichkeit und ihr Erleben.

6 Kein Statusgefälle / Gelebte Augenhöhe

Auch wenn mit Maike Plath «die Expertin und die Gründerin» im Saal ist und zu Beginn die Prozesse anleitet: Die Kommunikation und die methodischen Settings zeigen modellhaft vor, wie auch in verschiedenen Rollen auf Augenhöhe gelernt und zusammengearbeitet werden kann. Die Teilnehmenden erleben einen modellhaften sicheren Raum mit grossem Respekt voreinander. Und weil sie das im Alltag oft vermissen, kommt man immer wieder gerne zusammen und vernetzt sich auch nach der Weiterbildung.

7 Keine Powerpoint-Folien / Das Lernen geht übers Erfahren

Gearbeitet wird immer nach dem Dreischritt: Ziel, Erfahrung und Reflexion. Das geniale daran ist, dass in den Erfahrungsspielräumen erwünschte (und unerwünschte) Wirkungen jederzeit sofort spürbar und veränderbar werden. Man gelangt so immer wieder in die Zukunft, erfährt wie sich das neu aufgebaute Verhalten anfühlt und wirkt. Die theoretischen Inhalte sind in sogenannten Mischpulten ausgelegt, was bedeutet, dass das benötigte Wissen jederzeit im Raum für alle sichtbar und abrufbar ist. Das berücksichtigt auch das unterschiedliche Vorwissen und die verschiedenen Lerntypen.

8 Keine Aufträge abarbeiten / Dein «Ich-will» im Fokus

Alle Aufträge sind jederzeit Möglichkeiten und Vorgehensvorschläge. Die Gruppen wählen selber ihr Ziel und ihren Weg. Jede Person holt sich das, was sie aktuell will und brauchen kann. Selbstbestimmt führen und selbstbestimmt folgen, das typische «Schülerverhalten», was auch Erwachsene immer wieder zeigen, wird so ziemlich schnell abgelegt.

9 Kein Drehen im Kreis / Echte Veränderung und hin zu echter Verbindung

Um gut zu führen werden die beiden Kernkompetenzen von Beziehungsorientierung gestärkt. Das ist einerseits die Empathie, um Nähe, Verbindung und Kooperation zu schaffen. Zusätzlich braucht es aber auch die Kompetenz der guten Abgrenzung. Hier geht es darum Distanz zu senden und dies auch auszuhalten. Durch die schrittweise Erweiterung der Statuskomfortzone, wird es uns möglich, Situationen und Beziehungen neu zu gestalten. Unbewusste Verhaltensweisen und Muster ablegen und sich neu in der Welt bewegen.

10 Das Innen stärkt das Aussen / Vetokompetenz als Turbo für New Work

Menschen, die das Veto-Prinzip verinnerlicht haben, sind super parat für sämtliche Formen von Soziokratie, agiler Führung und Zusammenarbeit auf Augenhöhe. Sie sind sozusagen für «Hierarchiefrei ist besser» ausgebildet und werden in schwierigen Situationen und unter Stress weniger schnell in «die in uns allen noch vorhandenen» autoritären Muster zurückfallen. Wer sich also mit modernen agilen Unternehmensformen beschäftigt, findet im Veto-Prinzip® einen Fundus von Ideen für den inneren und äusseren Wandel.

Alles in allem finde ich, dass das Veto-Prizip etwas Magisches auslöst. Durch die Möglichkeit des Neins entsteht ein viel stärkeres Ja. Und lässt Menschen sichtbar ent-spannen.

St. Gallen im September 2024 – Urs Eisenbart