Medizin für die Demokratie – Part 1 und 2

Part 1

Herzlich willkommen zu einer kleinen Extra-Staffel von „Rede mal ordentlich, Frau Plath“. (Alle Parts werden als Video-Folgen demnächst bei YouTube unter „Rede mal ordentlich, Frau Plath!“ zu sehen sein). Man könnte sie die Staffel zur Krise nennen, aber zu dem Thema haben wir bereits mehr als genug im Netz. Mir geht`s hier um was anderes und zwar um „Medizin für die Demokratie“ in Zeiten der Krise. Ich bin gerade sehr beeindruckt, wie wir gerade von Tag zu Tag geradezu SEHEN und FÜHLEN können, was eine Demokratie ausmacht. 

Deswegen geht’s DARUM in diesen kleinen Extra-Folgen: Um das Glück, das wir haben, dass wir zu diesem historischen Zeitpunkt zufällig in einer Demokratie leben – Glück gehabt was? (Monty Python, Life of Brian) – und darum, in was für einer Gesellschaft wir leben wollen, wenn dies vorbei ist. 

Alle sagen jetzt immer: Die Welt wird nach der Krise eine andere sein. Was denn für eine? Das klingt immer so blöd, aber das hat tatsächlich im Wesentlichen mit uns SELBER zu tun. Mit dem, was wir uns jetzt wünschen und konkret vorstellen können und wie wir unser Handeln schon jetzt daran ausrichten, dass es eventuell wirklich so wird. 

Das ist kein pathetischer Quatsch. In die Zukunft gerichtetes Handeln funktioniert wirklich. Sich ein Ziel klar machen, dann auf dieses Ziel hin gerichtet handeln und vieles ausprobieren, also gewohnte Bahnen auch mal verlassen, und dann auch immer wieder selbst und mit anderen reflektieren. 

Das wäre Handeln nach dem 3-Schritt wie im Mischpult-Prinzip:

Erstens: Sich das Ziel klar machen. 

Zweitens: Sich in einen persönlichen Erfahrungsspielraum begeben und immer wieder nach dem Skalenprinzip Entscheidungen treffen (Beispiel: Skala Freiheit auf der einen Seite bis hin zu Sicherheit auf der anderen Seite). 

Drittens: Darüber reflektieren und immer wieder nachjustieren. Auf das Ziel bezogen. Das gilt im ganz Kleinen und das gilt auch im Großen, wie wir jetzt sehen. 

Wir befinden uns gerade in einer Situation des Schocks. Aber. Wir können uns entscheiden, ob wir uns der Angst ergeben und dem Gefühl der Hilflosigkeit – oder ob wir – wie schon andere Menschen vor uns – in Krisenzeiten weiter handlungsfähig bleiben wollen. 

Und ich persönlich schlage als Ziel eine „Menschliche demokratische Gesellschaft vor“. Dafür macht es dann Sinn sich mit demokratischen und ethischen Werten zu beschäftigen und sich im Erfahrungsspielfeld beispielsweise immer wieder neu an folgenden Skalen zu orientieren: 

„Freiheit und Sicherheit“, 

„Integrität und Kooperation“, 

„Selbstfürsorge und Mitgefühl“, 

„Gesundheit und Genuss“, 

„Rationalität und Intuition“, 

„Begrenzung und Freiheit“, 

„Disziplin und Loslassen-Können“, 

„Kontrollbedürfnis und Fähigkeit, Unsicherheit auszuhalten“, 

„Wissenschaft und Spiritualität“, 

„Disziplin und Chaos“, 

„Liebe und Angst“, 

„Verletzlichkeit und Rüstung“,

 „Vertrauen und Kontrolle“, 

„Nähe und Distanz“, 

„Solidarität und Egoismus“, …

um nur einige zu nennen. Niemals ist nur das eine ODER das andere richtig. Sondern es geht darum, in unübersichtlichen Situationen selbstbestimmt anhand der Skalen Entscheidungen zu treffen und diese Entscheidungen und Erlebnisse damit immer wieder mit anderen zu reflektieren. 

Die übergeordnete Frage im Hinblick auf eine gesunde Demokratie könnte lauten: 

Was brauchen wir als Menschen, um glücklich zu sein? 

Erster Erfahrungsspielraum könnte jetzt sein, zu schauen, was das sogenannte Kontaktverbot mit uns macht und was wir daraus lernen können in Bezug darauf, was VOR der Krise war und wie wir es vielleicht zukünftig auf unsere persönlichen menschlichen Bedürfnisse besser machen könnten. 

Jetzt, wo wir künstlich durch real geschlossene Grenzen und „Social distancing“ eine Trennung voneinander erfahren, merken wir vielleicht, dass bereits vor der Krise unsichtbare Grenzen auf sozialer Ebene zwischen uns entstanden sind. Immer mehr Menschen fanden sich auf der Grundlage geteilter Überzeugungen und Perspektiven in kleineren Gruppierungen zusammen und grenzten sich zunehmend unversöhnlich gegen andere Gruppierungen ab. Es entstanden Grenzen zwischen Menschen, BEVOR die tatsächlichen Grenzziehungen entstanden. 

Jetzt können wir erleben, was Trennung mit uns macht. Was macht uns glücklicher: Die eigenen Interessen GEGEN die anderen zu vertreten oder sich auf gemeinsame Ziele zu verständigen und ZUSAMMEN und in Kooperation darauf hinzuarbeiten? Sich selbst und die eigenen Bedürfnisse zum Maßstab des eigenen Handelns zu machen oder sich solidarisch mit anderen zusammen zu tun? Für eine Selbstbeobachtung und Sensibilisieren können die oben genannten Skalen hilfreich sein.

Es ist nie das eine ODER das andere. Es geht immer um das Ausloten der Facetten auf der Skala zwischen den beiden Begriffen. Selbstfürsorge und Integrität beispielsweise sind die Grundvoraussetzung, um überhaupt den inneren Raum zu haben, Mitgefühl für andere zu empfinden und sich in der Folge auch für die Interessen anderer einsetzen zu können. Ein weiteres Beispiel:

Auf die Frage, was uns als Menschen glücklich macht, könnten wir uns auch fragen, ob es Bestätigung und Erfolg oder eher nahe Beziehungen mit Menschen sind, ob es eher Shoppen und Besitz oder doch ein vertrautes Gespräch mit einer Freundin ist, oder ob wir lieber Anerkennung oder Liebe wollen – und vielleicht das eine mit dem anderen manchmal verwechseln…? 

Egal. All diese Fragen könnten wir uns jetzt noch mal neu stellen, Ziele für uns formulieren und uns in entsprechende Erfahrungsfelder begeben. Trial and Error… 

In dieser kleinen Extra-Staffel möchte ich auf der Grundlage des Mischpult-Prinzips ein bisschen Medizin für die Krise vorgeschlagen. Medizin für die Demokratie und – so pathetisch das auch klingen mag – für unser Herz. Das eine hängt nämlich nicht unwesentlich mit dem anderen zusammen, wenn man „Herz“ auch als „gesundes Selbstvertrauen in die eigene Wirksamkeit in dieser Welt“ verstehen möchte. Denn das ist, glaube ich, das Wichtigste: Jetzt nicht in Angst und Ohnmacht oder Wut zu verfallen, sondern bei sich zu bleiben und bei den anderen. 

Erste Selbstbeobachtungsaufgabe heute wäre unser Umgang mit den Medien. Wenn das kleine Ziel ein „gesundes Herz“ im oben genannten Sinne und das große Ziel eine gesunde Demokratie wäre, könnten wir uns in das Erfahrungsfeld „Umgang mit den täglichen Nachrichten“ begeben und uns fragen: Welche Stimmen und Nachrichten lösen Ängste, Ohnmacht und Wut in uns aus? Und welche Nachrichten geben uns Hoffnung und motivieren uns, weiter und in kleinen Schritten handlungsfähig und konstruktiv zu bleiben?

Erstere Nachrichten sind Gift für unsere Selbstwertgefühl und tragen dazu bei, dass wir uns wie hilflose Kinder fühlen und benehmen. Das spielt autoritär denkenden und handelnden Menschen direkt in die Hände und schwächt unsere Demokratie. 

Letztere Nachrichten dagegen machen es wahrscheinlicher, dass wir Mut und Kraft entwickeln, konstruktiv zu bleiben und im Kleinen tatsächlich Dinge tun, die eine positive Entwicklung wahrscheinlicher machen. 

Aufgabe wäre also, sich zu trainieren, die einen von den anderen Nachrichten zu unterscheiden, die destruktiven Nachrichten zunehmend zu ignorieren, ein gesundes Maß zu finden, was wir lesen sollten und was Sinn macht und uns dabei weniger „verrückt machen zu lassen“. 

Also auf ins Erfahrungsspielfeld und weiter forschen, was jetzt konstruktiv ist und was uns gut tut! 

In den nächsten Folgen gibt’s weitere Medizin zum glücklichen Überstehen der Krise. 

May the (demcratic) force be with you! (Ihr wisst ja, ich bin Starwars Fan)…

Part 2

Heute geht’s um das Thema „Krise“ im Allgemeinen und was eine Krise mit uns macht – und auch darüber, was es über uns offenbart. Krise bedeutet eigentlich: Gefahr und Chance. Womit ich hier nichts romantisieren will. Ganz im Gegenteil. Ich bin sogar eher der Meinung, wir sollten nicht länger verdrängen, dass wir mitten in einem historischen Disaster gelandet sind. Wer hätte das gedacht? 

Noch vor wenigen Wochen konnten wir uns eine Situation wie diese, in der wir uns jetzt befinden, ÜBERHAUPT nicht vorstellen. Aber während ein Tag nach dem anderen vergeht und wir jeden Morgen beim Aufwachen feststellen: „Scheiße, war gar kein Traum“ sinkt allmählich die Erkenntnis in unser Hirn, dass wir uns mitten in einer Krise von historischen Ausmaßen befinden. In Deutschland reiben wir uns ungläubig die Augen, denn zumindest die unter 60-Jährigen von uns sind in ihrem persönlichen Erleben noch nie einer solchen Erfahrung ausgeliefert gewesen. Wir hatten Glück. Jetzt wird klar: Wir waren privilegiert mit dieser sorglosen Annahme, dass zumindest unser sicherer äußerer Alltag selbstverständlich ist. Es ist also nur logisch, dass unsere erste Reaktion auf diese plötzliche Erkenntnis der Krise Angst- und Schockgefühle sind. Das ist völlig natürlich. Aber wenn wir das Ganze von außen betrachten, stellen wir fest, dass über die Jahrhunderte bis zum heutigen Tag Menschen an verschiedenen Orten der Erde immer wieder historische Krisen und Katastrophen erlebt haben und erleben und dass das Neue jetzt nur die Tatsache ist, dass es nun auch mal uns selbst erwischt hat. Wenn wir das akzeptieren und es schaffen, von außen drauf zu schauen, dann können wir schauen, wie Menschen vor uns mit Krisen und historischen Erschütterungen umgegangen sind und welches menschliche Verhalten wir uns selbst als Maßstab nehmen wollen: Was ist konstruktiv und was eher nicht? Was wir auf jeden Fall sagen können, ist, dass Situationen wie diese das Beste, aber auch das Schlechteste im Menschen hervorbringen – und wir können jetzt entscheiden, welche Rolle wir in diesem historischen Zeitabschnitt übernehmen wollen. Also was für ein Mensch möchten wir später in dieser Krise gewesen sein? 

Es zeichnet sich ab, dass das wesentliche Merkmal dieser historischen Situation ist, dass niemand wirklich weiß, was gerade passiert und wie es ausgehen wird, ob die getroffenen Maßnahmen die richtigen sind und was diese mit uns machen werden, was all das im Einzelnen bedeutet und welche Konsequenzen das alles für unser Leben haben wird. 

Genau das ist das Wesen einer wirklichen Krise. Nicht zu wissen, was richtig ist. Nicht zu wissen, wie wir da raus kommen. Das einzige, was wir tun können, ist, uns zu entscheiden, wie wir auf diese Situation reagieren wollen und uns dabei an anderen zu orientieren, die Vergleichbares vor uns bereits erlebten. Wir können uns fragen: Welches Verhalten ist – von außen betrachtet – sinnvoll. Und welches nicht? 

Und wir können feststellen, dass Menschen in großen, historischen Krisen eigentlich immer gleich reagiert haben: 

Es ist, seit Jahrhunderten, immer das Gleiche. Die Empörung über die Menschen, die es nicht wahrhaben wollen. Die Belustigung über Leute, die zu früh Alarm schlagen. Die Politiker und Beamten, die beschwichtigen. Die Wissenschaftler, die wenig wissen. Die Ausschweifungen derer, die sich unsterblich fühlen. Die einfachen Leute, die zu Helden werden. Die vermeintlich Vornehmen, die nur an sich selbst denken. Geschichten über Verschwörungen. Suche nach Schuldigen. Immer das Gleiche.

Der entscheidende Punkt gerade ist der: Die Wissenschaftler*innen wissen derzeit nicht genug! Aber sie dominieren den Diskurs. (Fast alle anderen Mischpult-Kanäle sind im Moment noch auf „stumm geschaltet“. Allmählich fangen glücklicherweise einige an, ihre Mischpult-Kanäle zögerlich wieder hoch zu schieben. Ein Zeichen dafür, dass unsere Demokratie – nach der anfänglichen Schockstarre – eben DOCH funktioniert!) 

Das liegt daran, dass wir in einer Art gesellschaftlichem „Kinder-Modus“ sind und uns UNBEDINGT Antworten erhoffen. Und wir leben in einer Zeit, in der wir dabei auf die Wissenschaft setzen. Was nicht falsch ist. Allerdings ist die Wissenschaft eben nur EIN Kanal eines sehr umfangreichen Mischpults mit sehr vielen verschiedenen Kanälen. Im Moment sind aber fast alle Regler des Mischpults runter gefahren und nur der Wissenschaftskanal ist voll aufgedreht. Obwohl die Wissenschaft derzeit keine befriedigenden Antworten auf diese Krise liefern kann, sitzen wir alle im Kinder-Modus angsterstarrt davor und hoffen irgendwie so auf den Papa, der uns über den Kopf streichelt und sagt: Alles wird gut. Du kannst spielen gehen, ich kümmere mich um alles. 

Das ist aber ein bisschen gefährlich. Denn wenn wir unsere Freiheit behalten wollen, also wenn wir eines Tages wieder draußen in Cafés sitzen und ein selbstbestimmtes Leben leben wollen, dann wäre jetzt der Zeitpunkt, um aus dem Kinder-Ich raus zu kommen und erwachsen zu werden. Denn nur dann können wir andere Kanäle des Mischpults verantwortlich mit nach oben schieben. Es gibt in einer so komplexen Situation wie dieser unzählige Faktoren, die eine Auswirkung haben. Und es wäre hilfreich, wenn so viele dieser Faktoren wie möglich sichtbar würden, wenn also so viele Menschen wie möglich verantwortlich ihre jeweiligen „Mischpult-Kanäle“ mit einbringen und dabei miteinander kooperieren würden. 

Denn vielleicht hat „Papa“ die Lösung gar nicht, oder findet eine, in der wir nicht besonders glücklich sind. In der wir viele Sachen aufgeben müssen, die wir uns gerade erst erkämpft und die unser Leben schöner und sinnhafter gemacht haben. Freiheiten, die es uns ermöglicht haben, mehr so zu leben, wie es unseren wahren Bedürfnissen entspricht. 

Was unsere wahren Bedürfnisse angeht, also diese zu erkennen, ernst zu nehmen und formulieren zu können, ist lustiger Weise auch der erste Schritt zur Lösung, nämlich in Richtung „Erwachsenen-Modus“. Je mehr Menschen in den Erwachsenen-Modus kommen und dieses Gefühl der Hilflosigkeit überwinden, desto besser für eine weiter entwickelte, menschliche Demokratie. Denn das ist die Voraussetzung dafür, dass viele verschiedene Mischpult-Kanäle positiv wirksam werden – und nicht nur ein einziger, der alle anderen zum Verstummen bringt. 

Ich will das anhand eines Beispiels veranschaulichen: Wenn zehn Menschen in einem Raum sitzen und nur einer von ihnen bestimmt, was auf welche Weise gemacht werden soll und welche Maßstabe dabei gelten, dann sind alle anderen irgendwie erleichtert, dass „Papa die Verantwortung übernimmt“ und man jetzt schön in seine Kinder-Rolle gehen kann. Die einen versuchen nun für sich Selbstwert zu erzeugen, also sich wertvoller zu fühlen, indem sie alles ganz RICHTIG machen und dem Papa gefallen wollen. Das wären die angepassten Kinder. Und die anderen verschaffen sich ihren Selbstwert, indem sie alles in Frage stellen, was der Papa sagt und macht. Dann kann man sich so schön schlau fühlen, wenn man dem Papa WIDERSPRICHT. Problem aber ist, dass die rebellischen Kinder zwar alles doof finden, aber leider nur ihre eigene Perspektive im Blick haben und nicht ein übergeordnetes Ziel. Kurz gesagt: Auch die rebellischen Kinder übernehmen keine Verantwortung. Sie meckern halt nur. So ein Kindergarten ist für eine Demokratie schädlich.

Was könnte man jetzt also machen? Das Lustige ist, dass es nicht ausreicht, wenn der Papa sagt: Ach Mensch Leute, jetzt übernehmt doch mal Verantwortung! Denn Verantwortung übernehmen – das kann man eben nicht moralisch einfordern, weil das die Leute wiederum zu Kindern macht. Wenn wir ins Erwachsenen-Ich gehen wollen, müssen wir Verantwortung ÜBERNEHMEN. Und damit wir überhaupt merken, was das heißt und wie das produktiv werden könnte, brauchen wir VORHER eine Phase, in der uns klar wird, wann wir im Kinder-Modus sind und warum eigentlich – und wie wir da raus kommen. 

Und das ist der Sinn dieser kleinen Sonderstaffel: Wie kommen wir aus dieser kindlichen Ängstlichkeit bzw. kindlichen Wut raus in ein ausgeglichenes und vernünftiges Erwachsenen-Ich? Und das klingt jetzt so langweilig, weil wer will schon vernünftig werden? Aber die gute Nachricht ist: 

Das Erwachsenen-Ich fühlt sich tausend Mal besser an. Die Angst und die Wut gehen weg. Wir fühlen uns besser. Und das Tollste ist: Wir tragen dann dazu bei, dass diese Krise schneller vorüber geht und es danach eher so wird, wie wir es uns erhoffen und wie es uns entspricht. In den nächsten Folgen gibt es Schritt für Schritt Medizin fürs Erwachsen-Werden. Und ich weiß aus Erfahrung: (Echt jetzt:) Das macht glücklich. Weil es Sinn erzeugt. Und das ist im Moment ehrlich gesagt ziemlich hilfreich. Also bleibt gespannt. In Folge 3 geht’s weiter. 

Englische Übersetzung:

Part 1:

(„Türwächter*innen der Freiheit“ will be continued soon!)

The title of this new Blog post is: „Medication for democracy and for your heart“, because I believe that there’s no better time to think about democracy and why doing so might help you to feel better in times of crisis. I want to talk about human connection, solidarity, compassion and the strengthening of our hearts and what all of this has to do with strengthening democracy.  I have decided to do this in English because we have a situation here that not only concerns people here in Berlin or in Germany but all over the world. 

Just a few weeks ago, who would have ever thought that we could possibly experience something like this?

It’s a bit like waking up in a Roland Emmerich film: like a kind of Independence Day or The Day After Tomorrow. Only that we do not have to fight against aliens or fear the end of planet earth as we know it. At least not yet. The scenario that we are currently living through is more hopeful. More hopeful concerning the chances we have to change things for the better once this crisis is finally over. And for that we should think about democratic values right now. I think its time that we start talking about trust and truth in times of crisis. 

Now that so many people all over the world are experiencing a so-called “shutdown of public life” and the effects of so-called “social distancing” (I would prefer to call it “physical distancing”), we have time to think about what we really need – in general – in order to overcome shock, depression, fear and loneliness. Or more concretely: What we really need to be happy. As human beings.

And surprisingly, this is not what we were led to believe or what we focused our attention on in our daily lives before this crisis. Now that we have been stripped of our daily routines and find ourselves in this state of shock, we realize that what we TRULY need to effectively fight depression and fear are not antidepressants, shopping or external gratification through success at work.

It’s something much more basic: What really helps now is connection with other people. A walk with a friend, a conversation with a loved-one, kindness, compassion and solidarity. In times of necessary physical distancing we recognize the healing effect of social bonding.

When I think about the time BEFORE the crisis, there was a very different development on the rise. There was a tendency to cuddle up in groups of people who shared the same opinions, while behaving and speaking aggressively against “other groups”. While there were no borders yet between European countries, invisible borders grew among people.

Now that there are REAL borders between countries and between people through physical distancing, separating us from one another, we are all experiencing a kind of trauma that is caused by our sudden loss of freedom on the one hand, and our loss of safety on the other.

Usually you would think that you can only lose one thing OR the other, either freedom or safety, because usually this is directly connected: You choose safety OVER freedom or vice versa. These days we seem to have lost both: Most of our freedom in everyday life and at the same time our feeling of safety- because we do not know what will become of all this, what the world will be like when this is over or what we will then do and who we will be?

This historical situation is all about the questions concerning freedom and safety – the central topics we have to think about if we want go on living in a democracy. It is obvious now that our world is changing – this very minute. And that if we want to be free and at the same time safe – then it’s time to think of a new treatment plan for our democracy. While other people are now busy finding medication to treat the virus, let us try to think of another medication here: Medication to heal, improve and empower democratic values which will, in turn, heal ourselves.

I would like to encourage us to CONNECT with each other and think about questions like these: How much safety do we need and how much freedom can or should be sacrificed, and what does all this have to do with US – as thinking human beings in a free and democratic society? How do we want to live after this?

And what can we do NOW to make it a reality? 

I believe in the opportunities that crisis brings. And perhaps this could also be a kind of comfort and inspiration for you to think about the world you want to find yourself in when we one day awaken from this long, deep sleep.

Today, this first part is about trying to find out what kinds of things can give us hope and inner strength right now. If you listen to different opinions and theories concerning the present situation – whether online in the Internet or while talking with other people – try to FEEL what effect this has on you: Do you feel helpless, angry, frightened? Or do you think: This crisis can be a chance for us to change our society for the better, and I can actually DO something – however small – to help making that happen? If it’s the former, then you are in a “child mode” (either the rebellious, angry child or the frightened, obedient child). This is a state of mind that’s not at all useful for strengthening democracy. Because you feel like a victim. This is exactly the kind of inner attitude that gives power to the wrong people: To people who want to dominate and who seek having power over others. If you feel the latter, then you are in an “adult mode”. You know that we have a serious situation here but you feel motivated to DO something productive. You feel that you are able to take responsibility and, however big the problem should be, you can find solutions and ways to survive – working together with others. This inner attitude is central for creating a better democratic and free society. The more people train themselves NOT to switch into a “child mode” the better for all of us. So be sensitive when you hear people talking and in recognizing what effect it has on you. Try to listen to those who give you hope and inspiration. Stop listening to those who make you feel helpless, aggressive and fearful! Block those voices from poisoning your heart. You have all the (adult and positive) strength inside yourself to make a change for the better – and you can give hope and strength to others. It’s the small things in interacting with other people now that make all the difference.

“May the force be with you.” – Star Wars

Part 2

Today I want to talk about crisis in general and what it does to us, but also what it reveals about ourselves. Only a few short weeks ago, our current situation was something impossible for us to imagine. But as time goes on, it gradually sinks in that we are in the midst of a crisis of historical dimensions. In Germany most of us never thought that something like this could happen because we were lucky enough to have never before faced real crisis from the inside. So of course our first reaction to this is shock and fear. That’s normal. But if we look at this from above we have to acknowledge that people all over the world and at various points in time have had to face historical changes and phases of crisis time and again. If we can adjust to the fact that this is a crisis of historical dimensions we can compare this to other moments of crisis in the past and look at how people dealt with them. What we know is that situations like this bring out the worst and the best in human beings, and we can decide which role we want to play in this.

At the moment, main fact of the situation is that NO ONE can say for sure whether or not the measures being taken are the RIGHT ones or how to best deal with the crisis. NO ONE knows what it all really means or what outcomes there will be. That’s what a complex crisis is all about. Not knowing what’s best. The only thing we can do now is to look at former situations of crisis and how people reacted back then – as human beings in difficult times. To see which human behaviors were helpful and productive and which weren’t.

Actually, people have ALWAYS reacted to crisis in very similar ways:

There is the indignation about those who don’t want to face or take the situation seriously. There is the amusement about those who were alarmed too early on. There are the politicians and officials trying to appease the public. There are the scientists who do not know enough. There is debauchery by those who feel immortal. There are the little people who suddenly become heroes. The supposedly noble ones who only think about themselves. There are the stories of conspiracy. And the search for the guilty. It is always the same.

And so we have it here again: The scientists do not know enough. However, their advice and their voices dominate the situation right now. This is because we are in a kind of societal “child mode” and are DESPERATELY hoping for answers. And we live in a time in which we are counting on science to provide these answers. And this is not all wrong. However, science is just ONE channel upon an enormous mixing board which has numerous and varied channels. There are also the social, psychological, economical, spiritual, cultural “Mixing Board Channels”.  And the list goes on. At the moment, almost all of the mixing board control knobs have been turned down to zero while the scientific channel is on full blast. Despite the fact that science alone can not currently deliver any answers that satisfy us we all continue to sit in child mode, paralyzed by fear, and somehow hope that Daddy will come, pat us on the head and say: Everything is going to be okay. You can go play and I will take care of everything.

But this is a bit dangerous. Because if what we want is to retain our freedom – if we want to someday sit outside in cafés again and to live autonomous lives – then now is the time to finally leave our child self behind and to grow up. Since this is the only way we can responsibly participate and turn the other mixing board controls up again. In a situation as complex as this, there are countless influencing factors. So it would be helpful if as many factors as possible were made visible, meaning that as many individuals as possible would responsibly contribute their own “mixing board channels” while cooperating with one another.

Because it is very possible that “Daddy” doesn’t have the solution, or worse, comes up with one we are not at all that happy about. One in which we are forced to give up many things we have only just secured for ourselves and which have made our lives more beautiful and meaningful. Freedoms that have made it possible for us to live beyond our actual needs.

As concerns our true needs, funny enough, it turns out that being able to recognize these, to take them seriously, and to be able to express them clearly is the first step toward a solution as it is the first step toward reaching our own “adult mode”. The more people who shift into the adult mode, overcoming this feeling of helplessness, the better for a further developed, humane democracy. Because this is the precondition necessary so that several different mixing board channels can work together in a positive way – and so no single controller can silence all the others.

Let me illustrate this with an example: When ten people are sitting in a room and only one of them decides what will be done and how, and even determines which rules are to be followed, the others are somehow relieved that “Daddy takes all the responsibility” and now everyone can just go into their role of being a child. Some now try to create self-worth for themselves; to make themselves feel more valuable by doing everything the RIGHT way so as to please Daddy. These are the conformist children. And the others derive their self-worth from constantly questioning every single thing that Daddy says or does. This makes them feel so very clever because they are CONTRADICTING Daddy. The problem is that these rebellious children are indeed able to criticize everything, but unfortunately are unable to see any perspective other than their own and have no overall objective in sight. In short: The rebellious children also refuse to take any responsibility. They just complain. This sort of kindergarten is damaging to a democracy.

So what could we do now? The funny thing is that it would be enough for Daddy just to say: Come on people, take some responsibility now! Taking responsibility is not something that can be morally demanded though, because that actually does turn people into children. If we want to become our adult selves, we must TAKE responsibility. In order to even notice what this means and how it could be productive we FIRST need a phase in which we recognize when we’re in child mode and why – and then how we get out of it.

And this is the point of this little extra Blog Post: How do we come out of this childlike fear or this childlike anger and move into a balanced and reasonable adult self? This of course sounds so boring because who really wants to become more reasonable? But the good news is:

It feels a thousand times better to be your adult self. Fear and anger disappear. We feel better. And the best part is: We get to contribute to ending this crisis faster and making sure that when it is all over, things will be the way we hope them to be and truly suit who we are and how we want to live. It is necessary now to become our adult self. And I know from personal experience, (seriously now): This truly does bring happiness. Because it generates a sense of purpose. And honestly, this is something that is actually helpful at the moment. So stay curious and stay tuned. Our journey continues in Part 3.