Akteure statt Untertanen!

Wie ihr inzwischen natürlich bemerkt haben werdet, geht es in meinem Konzept nicht nur um Theater spielen und Theater kreieren, sondern darum, unsere Gesellschaft demokratischer zu machen. Ich glaube, dass das beim Thema Bildung anfangen muss. Aber unser Bildungs-System ist nicht demokratisch. Wir erziehen junge Menschen dort zur Anpassung, nicht zur Eigenverantwortung. Wir produzieren Untertanen, statt Akteur*innen zu ermächtigen. Wir belohnen diejenigen, die „dem Erwartungshorizont“ am ehesten entsprechen.

Ihr wisst, was ich meine: Es fühlt sich so gut an, Anerkennung, ein Lächeln, zu bekommen, wenn wir die an uns gestellten Erwartungen erfüllen. Wenn wir der Norm entsprechen, werden wir gemocht und belohnt. Nice.

Wenn wir aber für Veränderung eintreten, wird es (immer) ungemütlich. Wer das Bestehende in Frage stellt, sei es durch Worte, Auftreten, Verhalten, muss Mut aufbringen und Ablehnung aushalten. Aber das ist notwendig, denn wir brauchen dringend junge – und ältere – Menschen, die sich trauen, vermeintliche Gewissheiten zu hinterfragen, das Bestehende neu und konstruktiv zu denken und Veränderungen nicht zu fürchten.

Unsere ganze Welt verändert sich gerade sowieso. Die Frage ist, WER diese Veränderungen aktiv gestalten wird – und auf welche Ziele hin.

In den Schulen haben wir die Chance, junge Menschen an Veränderung zu gewöhnen und sie mutig und stark zu machen, damit sie mit dem allumfassenden gesellschaftlichen Wandel selbstbestimmt umzugehen lernen und Verantwortung für sich selbst und für gemeinsame Ziele übernehmen können.

All das beginnt mit der Erkenntnis, dass wir Führung vermitteln müssen – und nicht länger auf unreflektiertes Folgen setzen dürfen: „Was muss ich tun, um eine gute Note zu bekommen?“ So produzieren wir Untertanen. Im Zeitalter der Industrialisierung war das der Sinn des Ganzen.

Heute, 2019, ist das nicht nur absurd aus der Zeit gefallen, sondern – gefährlich. Untertanen pflegen eine innere Opferhaltung. Untertanen tendieren zu passiv-aggressivem Denken und Handeln. Untertanen denken „Die da oben“. Untertanen übernehmen keine Verantwortung, sondern sehnen die Katastrophe herbei. Sie wollen, dass alles anders wird, wissen aber nicht wie. Gefährlich.

Ich wünsche mir, dass wir die Kurve noch kriegen und schnellstmöglich anfangen, in unseren Schulen Akteur*innen zu ermächtigen und „Demokratische Führung“ zu vermitteln.

Ich fordere das nicht nur ein, wie Richard David Precht und andere Männer, die auf den Podien sitzen und über Bildung sprechen – ich habe auch sehr konkrete Vorschläge dazu, die in über 20 Jahren Praxis gewachsen sind und die nicht nur in der weißen, akademischen Blase fruchtbar werden – sondern überall. Ich habe – wirklich – einen Traum. Und das Gute ist: Es ist gar kein Traum. Es passiert schon.

So, jetzt hab ich hier „ordentlich geredet“ und ermutige euch hiermit, es auch zu tun. Am besten gleich anfangen damit! Nicht einknicken, wenn jemand komisch guckt. Es guckt IMMER irgendjemand komisch.

Und zur Belohnung gibts hier die neue Folge von „Rede mal ordentlich, Frau Plath!“ – jetzt schon die 10. Folge zum Thema, wie wir Schritt für Schritt zu Führung und Selbstverantwortung ermächtigen können. Nicht träumen. Machen.